9. November 2019 – Heute werde ich eine in Henstedt-Ulzburg alteingesessene Institution näher kennen lernen: die Kulturkate am Beckersberg. Zum Anlass des 200. Geburtstages von Theodor Fontane findet heute Abend eine Lesung mit musikalischer Begleitung statt.
Als ich gut zwanzig Minuten vor acht in der Kulturkate eintreffe, sind fast alle Plätze an den herbstlich dekorierten und von Kerzen beleuchteten Tischen besetzt. Und das Publikum, etwa 40 Freunde der Literatur Fontanes, ist schon mit Getränken versorgt.
Ich geselle mich zu einer Runde auf einem noch freien Platz. Wie ich im Gespräch bald erfahre, kommen meine Tischnachbarn nicht alle aus Henstedt-Ulzburg. Ein Ehepaar ist aus Kaltenkirchen angereist, wo es, wie sie erzählen, keine Einrichtung gibt, die einem Vergleich mit der Kulturkate standhält.
Von meiner gut informierten Tischnachbarin aus Henstedt-Ulzburg, Frau Petersen, erfahre ich Einiges über die Geschichte der Kulturkate: Sie wurde 1994 von der Gertraud und Heinz Manke-Stiftung als neues „Zuhause“ drei ehrenamtlich tätigen Vereinen zur Verfügung gestellt. Seither richten die Kultur-Förderungs-Vereinigung forum, BürgerAktiv und der Seniorenbeirat hier ihre vielfältigen kulturellen und gemeinnützigen Veranstaltungen aus und tragen so maßgeblich zum gesellschaftlichen und kulturellen Leben in der Gemeinde bei. Frau Petersen war selbst über Jahrzehnte im Vorstand von forum und ist vor einigen Jahren in den wohlverdienten Ruhestand gegangen.
Ehe die Lesung beginnt, habe ich Zeit, das Innere der Kulturkate etwas eingehender zu betrachten. Mir gefällt die gemütliche Atmosphäre, hervorgehoben durch die blau gestrichenen Dachbalken und die überall leuchtenden Kerzen.
Das Leben und Werk Theodor Fontanes wird von Schauspieler und Regisseur Karl-Heinz Langer auf unterhaltsame und kurzweilige Weise aufbereitet. Die literarische Einordnung Fontanes in den poetischen Realismus, aber auch seine Vorliebe für amüsante Anekdoten gelingt Herrn Langer anhand der zitierten Auszüge aus Briefen und Artikeln, die Fontane für verschiedene politische Zeitschriften verfasst hat, plastisch und treffsicher.
Dazwischen liest Langer aus Fontanes Romanen und rezitiert seine bekanntesten Gedichte und Balladen. Herr von Ribbeck auf Ribbeck, Die Brück` am Tay, Archibald Douglas und John Maynard wecken anscheinend nicht nur bei mir Erinnerungen an die Schulzeit, habe ich doch seinerzeit all diese Gedichte auswendig gelernt. Auch die anderen Zuhörer lauschen gebannt, einige murmeln leise Gendichtpassagen mit.
Andreas Paul am Akkordeon sorgt im Wechsel mit dem Rezitator musikalisch für Entspannung mit Interpretationen von Chopin, Schubert, Brahms und anderen Zeitgenossen Fontanes.
Nach zwei ebenso lehrreichen wie unterhaltsamen Stunden ernten die beiden Künstler langen und wohlverdienten Applaus. Bevor ich mich auf die Rückfahrt mache, lerne ich noch Frau Schichler vom forum kennen, das diese Lesung ausgerichtet hat, und ich bedanke mich bei ihr für diesen runden und literarisch stimulierenden Abend.
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